Feinschmecker Guide: Die 800 besten Weingüter Weingüter in Deutschland 2010

Nach Eichelmann (Deutschlands Weine 2010) und GaultMillau WeinGuide 2010 ist nun auch der dritte Deutsche Weinführer auf dem Markt: Der Feinschmecker Guide: Die 800 besten Weingüter in Deutschland 2010.

Das Booklet (Der Feinschmecker schreibt vom „Weingüter-Buch“) ist genau wie in den Vorjahren nur 260 Seiten stark. Die Seiten fallen diesmal allerdings ca. 1 cm breiter aus und wurden auf deutlich dickerem und hochwertigerem Papier gedruckt.

Im Vorwort wird explizit darauf eingegangen, dass im vergangenen Sommer „heftig zwischen deutschen Spitzenwinzern und deutschen Weinjournalisten über Weinkritiker und ihre Arbeitsweise gestritten wurde“. Es folgt der der ausdrücklich Hinweis, die Weine würden blind verkostet, die Teilnahme sei für alle Weingüter kostenlos und es stehe jedem deutschen Weingut frei, sich um eine Aufnahme in diesen Führer zu bewerben.

Wie beim Feinschmecker üblich, wird das Renommee der Weingüter mit 0,5 F (F) bis 5 F (FFFFF) klassifiziert. Die Weingüter ab FF (rund ein Drittel der 800 Weingüter) werden mit ein paar Zahlen und Namen der Akteure , einem kurzen Text und 5-6 Weinempfehlungen (ohne Bewertung) vorgestellt. Die Weingüter bis FF werden nur mit Adresse und Klassifizierung genannt.

Obwohl in der Einleitung darauf hingewiesenen wird, in die Gesamtwertung der Weingüter würden nur die letzten 4-5 Jahre berücksichtigt, werden einige der  TOP-Weingüter der 90er Jahre, die mittlerweile deutlich abgefallen sind, noch immer bei vollen FFFFF eingeordnet.

An einigen Stellen wird es skurril: Bei der Vorstellung des badischen Weinguts Karl H. Johner wird darauf hingewiesen, dass von diesem Weingut aktuell die Weine aus dem Jahr 2006 zur Probe anstanden. Anschließend wird als Empfehlung je ein Wein aus 2005, 2006 und 2008, sowie zwei Weine aus 2007 genannt. Das verstehe wer will. Der eine 2005er, genauer des Blaue Spätburgunder SJ, wird übrigens schon in der Ausgabe 2009 und 2008 dieses Booklets als Empfehlung genannt. Ohne Frage ein toller Wein, aber schon eigenartig, dass nun schon in der dritten Ausgabe der selbe Wein empfohlen wird.

Im neuen GaultMillau WeinGuide 2010 wurde das Pfälzer Weingut Bürklin-Wolf mit einem Preis für die beste Kollektion des Jahres ausgezeichnet, stellt mit 96P den besten trockenen Riesling des Jahres und teilt sich mit zwei anderen Top-Weingütern zusätzlich noch Platz zwei (95P) in dieser Kategorie. Der Feinschmecker nimmt hier die genaue Gegenposition ein:

„Im aktuellen Jahrgang sind nun Schwächen aufgetreten, die den Spitzenbetrieb etwas zurückwerfen. Mehr als durchschnittliche Qualitäten bieten die 2008er-Weine nicht, die Rieslinge wirken schon jetzt zu reif in der Frucht, dadurch wenig beschwingt und ohne Glanz. Dazu fehlen ihnen mit den mineralischen Nuancen wichtige Bausteine für die sonst gewohnte Eleganz.“

Ein nahezu identisches Bild beim Weingut Friedrich Becker, das seit Jahren die besten Spätburgunder der Republik hervorbringt. Das Weingut zeige erstmals kleine Schwächen und bei den 2007er Spätburgunder gefalle zwar der Herrschaftswingert (GM 90P) aber die die Gewächse aus Sonnenberg (GM 95P), Kammerberg (GM 93P) und Steinwingert (GM 91P) blieben hinter ihren Möglichkeiten zurück.

Auf einer der letzten Seiten ist eine Übersicht der Weingüter abgedruckt, die auf eigenen Wunsch ausdrücklich nicht im Guide 2010 genannt werden wollten und druckt daneben die jeweilige Bewertung aus dem Vorjahr. Das ist mit Sicherheit genau das, was sich die Güter bei ihrem Wunsch vorgestellt haben…

Insgesamt ein solides Adressbuch der führenden Weingüter in Deutschland mit einigen nützlichen Zusatzinformationen, das allerdings allein schon durch den Verzicht auf Weinbewertungen nicht an die beiden anderen deutschen Weinführer heran reichen kann.

3 Kommentare

  1. Hallo Ralf,

    zuerst möchte ich Dich für Deine kritische Sichtweise bedanken und hier mit ein paar aufklärenden Worten für mehr Transparenz sorgen.

    Durch die Aktion der „Rebellen“ gegen den GM wurde eine sehr große Unsicherheit auf der Seite aller Weinpublizisten in Deutschland ausgelöst. In Fernsehsendungen wurden auch Blogs eingeblendet und dadurch die Bedeutung von Blogs in unserer Mediengesellschaft gestärkt.

    Jetzt aber zum Buch…

    Die Einleitung würde ich als Abgrenzung zu anderen Publikationen sehen. So wie in der Politik, wo man sein Profil und Marschrichtung aufzeigt um Wähler (Leser) zu gewinnen. Um irgendwelche Fragen aus dem Wege zu gehen, hat man sich hier entschieden die Vorgehensweise klarzustellen, bevor die Blogs mit Spekulationen um sich schlagen.

    Wie beschrieben erhalten die Betriebe ein Formular mit der Bitte um die freiwilligen Zusendung von 5-7 Weine, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung am Markt verfügbar sein sollten.

    Wie man nun sehr schön erkennen kann, sind die von uns im Buch aufgelisteten Weine bei uns noch erhältlich. Auch der 2005er Blauer Spätburgunder »SJ«… und das schon seit drei Jahren.

    Auf die Vergabe von Punkten wird verzichtet. Im Text werden die eingeschickten Weine dann beleuchtet. Der Text scheint aber in unserem Fall nicht schlüssig genug formuliert worden zu sein. Der 2006er Pinot Noir Steinbuck knüpft nicht an das gewohnte Spätburgunder Bild bisheriger Jahrgänge an (Burgundischer Stil, herausragender Wein der Region). Die reife Frucht und die gut eingebundenen Barriquenoten überzeugten… Der Wunsch nach mehr Raffinesse und Gesamtstruktur konnten wir hier nicht erfüllen.
    Und genau das ist die Besonderheit an diesem Wein. Eben nicht verholzt, voller Adstringenz und All die Zutaten, die man benötigt um ein Pinot sehr lange unter Kork lagern zu können… Wir haben ja den Stelvin und können hier einen reifen Pinot zeigen, den man heute schon sehr gut genießen kann.

    A propos Schraubverschluss… In der Einleitung steht die Aussage das „der Prozentsatz der Korkschmecker sich bei den mit konventionell verschlossenen Weinen nicht verringert hat“…

    Mein größter Lob möchte ich für den Absatz 4 der Einleitung aussprechen. Hier wird der Wunsch nach nicht Bewertung respektiert…
    … Allerdings finde ich deren Erwähnung mit Ranking weiter hinten im Buch eine nicht-lobenswerte, fast schon peinliche Reaktion…
    Da macht es der Eichelmann schon viel besser. Wer nichts einsendet, wird auch nicht erwähnt.

    Es sind wie überall nur Menschen und mein größter Dank möchte ich den Weinblogs aussprechen, die einen wunderbaren Spiegel vor uns halten und deren Anregungen benutzt werden sollten um in Zukunft Alles noch besser zu machen.

    Herzliche Grüße
    Patrick

  2. Lieber Patrick,

    vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar (der ja dazu ja fast eine eigenständige Rezension ist) und die warmen Worte. So wird einiges klarer. Ich war mir nämlich nicht sicher, welche Eurer Weine der Feinschmecker in diesem Jahr überhaupt verkostet hat.

    Das Lob an die Weinblogs kann ich nur zurückgeben: Du betreibst ja selbst einen der zu recht meistegelesenen Weinblogs in Deutschland. Ich hoffe wir sehen uns bein nächsten Pinot Day und können uns da mal etwas länger unterhalten.

    Herzliche Grüße

    Ralf

  3. sehr interessanter blog 😀 es ist immer gut zu wissen wo die besten Weingüter sind

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