best of riesling – das Beste aus 1900 Rieslingen

Alle zwei Jahre vergibt das Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch das Wirtschaftsministerium unter Hendrik Hering, Preise für die besten Rieslinge in sieben verschiedenen Kategorien (trocken, halbtrocken, fruchtig, edelsüß, bester Europäischer außerhalb Deutschlands, bester aus Übersee und beste Kollektion).

Die Fachjury setzte sich aus fast 150 Sommeliers, Önologen, Winzern, Weinhändlern und Fachjournalisten zusammen, darunter renommierte Experten aus Australien, Nordamerika und Europa.

Nach der Einführung in die Verkostung durch den Leiter der Abteilung Weinbau und Önologie des DLR Neustadt Prof. Dr. Ulrich Fischer. In den Räumlichkeiten des DLR fanden die beiden ersten Verkostungstage statt.

DLR steht für Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum, wovon es in Rheinland-Pfalz sechs unterschiedliche Varianten gibt. Die Pfälzer Ausgabe ist die  frühere Forschungsanstalt für Weinbau und Gartenbau Rheinland-Pfalz.

Mein Jurytisch am ersten Verkostungstag: u.a. mit der Pfälzer Weinbaulegende Hans Günther Schwarz, dem ehemaligen Verwalter und Kellermeister von Müller-Catoir. Den Tischvorsitz führte Wolfgang Behrens.

Bei insgesamt fast 1900 Rieslingen musste jede Teil-Jury ca 140 Weine bewerten. Wir hatten 78 Trockene am ersten Tag und 58 Feinherbe bis Edelsüße am Tag zwei zu bewerten.

Bei der Schlagzahl und der großen Ähnlichkeit vieler angestellter Weine, ist volle Konzentration gefordert, wodurch eine solche Verkostung zeitweise schon mal mehr Arbeit als Vergnügen bereiten kann. Dazu kam, dass wir an zwei der heißesten Tage diesen Jahres im Einsatz waren und dass nur einer der Verkostungsräume über eine Klimaanlage verfügte.

Ein Muster des Verkostungsbogens. Meine beiden Jurys hatten (neben ca. 10 Testbögen für Pegelweine) 136 solcher Bögen auszufüllen, im Durchschnitt im 4-Minuten-Takt.

Die folgende Grafik zeigt eine Stichprobe, wie die einzelnen Verkoster im Vergleich zur Jury liegen: Hier meine Gesamtpunkte-Bewertungen von 19 Weinen im Vergleich mit dem Durchschnitt meiner Jury des ersten Tages. Das Blatt dürfte am zweiten Tag nicht ganz so einheitlich ausgesehen haben. Ein Mitglied unserer (an diesem Tag neu zusammengesetzten) Tisch-Jury verteilte fast bei jedem zweiten Wein 96-100 Punkte und erklärte andererseits, einige Weinstile (wie z.B. moderne kaltvergorene Rieslinge) möge er nicht, was er dann natürlich auch in seiner Bewertung zum Ausdruck brachte, die für solche Weine, obwohl absolut fehlerfrei, schon mal 15-20 Punkte niedriger lag. Dazu gab es an unserem Tisch an Tag zwei mehrere Diskussionen, ab wo Hefe- und Gäraromen von jungen spontan vergorenen Weinen als Fehler zu bewerten sind. Hier waren (bei den betroffenen Weinen) von Wein zu Wein wechselnde Mehrheitsverhältnisse am Tisch zu beobachten. Ich gehörte auf Grund meiner Vorliebe für Rieslinge im Stil von J.J.Prüm, Lieser oder Haart, deren Weine fraglos zur Weltklasse gehören, aber in jungen Jahren eben auch genau dieses „Problem“ haben, sicher zur toleranteren Fraktion, wenn es um jugendliche Sponti-Böckser geht.

Die Abendveranstaltung der großen Jury zwischen den ersten beiden Verkostungestagen fand im Weingut Meßmer in Burrweiler statt.

Die Finalverkostungen fanden im geschichtsträchtigen Hambacher Schloss statt, wo der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Weinbauminister Hendrik Hering anschließend das Ergebnis bekannt gegeben hat.

Die Gewinner 2010:

Kategorie 1 – Trockene Rieslinge

Platz 1 2009 Michelbacher Apostelgarten, Spätlese
Weingut Heilmann, Alzenau, Franken

Platz 2 2009 Erbach Hohenrain, Alte Reben
Weingut Jakob Jung, Eltville-Erbach, Rheingau

Platz 3 2009 Hochheimer Hölle, Spätlese
Weingut Heinrich Baison, Hochheim, Rheingau

Kategorie 2 – Halbtrockene Rieslinge

Platz 1 2009 Sausenheimer Honigsack, Kabinett
Weingut Schenk-Siebert, Grünstadt-Sausenheim, Pfalz

Platz 2 2009 Erbach Steinmorgen, Spätlese
Weingut Jakob Jung, Eltville-Erbach, Rheingau

Platz 3 2009 Rüdesheimer Berg Roseneck, Kabinett
Weingut Dr. Corvers-Kauter, Oestrich-Winkel, Rheingau

Kategorie 3 – Fruchtig-süße Rieslinge

Platz 1 2009 Zeller Nußberg, Spätlese
Weingut Stephan Fischer, Zell, Mosel

Platz 2 2009 Schloss Fürstenberg, Spätlese
Weingut Florian Weingart, Spay, Mittelrhein
(Einer meiner Lieblingsweine, wovon ich kurz vor der best-of-riesling-Verkostung erst eine Kiste gekauft hatte. Leider gibt das Weingut die Lage ab, da sie zu weit entfernt vom Betrieb liegt, so dass der 2009er wohl der letzte Weingart-Riesling aus der Lage Schloss Fürstenberg ist.)

Platz 3 2009 Erdener Treppchen, Spätlese
Weingut Hermann-Josef Schwaab, Erden, Mosel

Kategorie 4 – Edelsüße Rieslinge

Platz 1 2009 Laumersheimer Kirschgarten, Trockenbeerenauslese, Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim, Pfalz

Platz 2 2009 Würzburger Stein, Beerenauslese
Weingut Juliusspital, Würzburg, Franken

Platz 3 2009 Weisenheimer Hahnen, Trockenbeerenauslese
Weingut Langenwalter, Weisenheim am Sand, Pfalz

Bester europäischer Riesling

2009 Wormeldange Koeppchen „Les Terrasses“
Domaine Alice Hartmann, Wormeldange, Luxemburg

Bester Riesling aus der Neuen Welt

2008 Cayuga Lake
Cayuga Ridge Estate, Ovid, New York

Beste Riesling-Kollektion

Weingut Wilker Pleisweiler-Oberhofen, Pfalz
2009 Riesling trocken
2009 Riesling Kabinett trocken
2009 Riesling Spätlese trocken

Weingut Kees-Kieren, Graach, Mosel
2009 Graacher Domprobst, Steillage Spätlese trocken
2009 Graacher Himmelreich, Spätlese
2007 Graacher Himmelreich, Trockenbeerenauslese

Details zu den Weinen und die weiteren Preisträger können hier nachgeschlagen werden

Erstmals hat die Jury zwei Sonderpreise für die beste Kollektion vergeben. Das trockene Riesling-Sortiment des Weinguts Wilker hatte die Juroren ebenso überzeugt, wie die trockenen, fruchtig /süßen und edelsüßen Kreationen des Weinguts Kees-Kieren, die in der Gesamtbewertung nur wenige Hundertstel Punkte auseinander lagen.

Wie erwartet wurden auch bei der 6. Auflage des Wettbewerbs die meisten Weine von deutscher Seite angestellt, ganz vorne mit dabei die klassischen Riesling-Regionen Rheinhessen, Mosel und Pfalz. Aber auch aus dem Ausland wurden viele Weine eingeschickt, insbesondere aus Österreich, Australien und den USA. Außerdem waren Frankreich, Luxemburg und Neuseeland vertreten, sowie erstmals Slowenien.

Die Zahlen können sich sehen lassen: 723 Weinerzeuger und -händler nahmen mit insgesamt 1877 Weinen am internationalen best of riesling Wettbewerb teil. Anbaugebiete aus ganz Deutschland setzten auf ihre besten Rieslinge – im Weinland Rheinland-Pfalz waren es Pfalz (418), Mosel (313), Nahe (144) und Mittelrhein (32), in der Mitte Deutschlands Rheinhessen (445), Rheingau (149) und Hessische Bergstraße (16), im Süden Württemberg (77), Franken (77) und Baden (75) sowie Sachsen (6) im Osten.

Das europäische Ausland war mit 88 Weinen beteiligt, darunter ganze 68 österreichische; dazu kamen 37 aus Übersee, hier erstmals die meisten aus den USA.

Dieses Jahr bringt das rheinland-pfälzische Ministerium die feierliche Preisverleihung zum ersten Mal nach Rom. Sie wird am 2. September in der Deutschen Akademie Villa Massimo stattfinden. Der einzige deutsche Weinbauminister Hendrik Hering wird gemeinsam mit der Deutschen Weinkönigin Sonja Christ den Siegern die begehrten Preise überreichen.

Eine Auswertung, wer sich durchgesetzt hat, und Fotos der Siegerweine gibt es von Thomas Günther bei Weinverkostungen.de:

Auswertung
Gewinner

3 Kommentare

2 Pings

  1. Ich werde auf meinem Blog auch die Ergebnisse des Best of Riesling Wettbewerbs veroeffentlichen und ausfuehrlich ueber das Weingut Baison berichten. Gerne wuerde ich Dein oberstes Photo verwenden, mit Quellenange „Weinkaiser“. Ist das OK?

    Cheers.

    Christian

  2. Hallo Christian, natürlich gerne! Die beiden Gruppenfotos sind allerdings nicht von mir, sondern wurden mir von der Agentur Organize, die die Veranstaltung zusammen mit dem Ministerium durchgeführt hat, zugesendet. Gruß, Ralf

    • Thomas Riedl auf 20. September 2012 bei 10:15
    • Antworten

    Hallo Ralf,

    klasse, dass Du das Auswertungsformular abbildest. Ich schätze an Deinen berichten, dass Du neben aller Weinbegeisterung immer nah an den Fakten bleibst und den kritischen Blick nicht verlierst.
    So wird hier sehr schön deutlich, dass Weinverkostungen meistens anstrengende Arbeit sind, Selbstreflexion erfordern und auch mit Diskussionen einhergehen.

    herzliche Grüße

    Thomas

  1. […] zu jedem Wein einen recht umfangreichen Auswertungsbogen auszufüllen. In meinem Beitrag zu best of riesling 2010 habe ich das von Professor Ulrich Fischer entwickelte Sensorik- und Bewertungsformular, das auch […]

  2. […] zu jedem Wein einen recht umfangreichen Auswertungsbogen auszufüllen. In meinem Beitrag zu best of riesling 2010 habe ich das von Professor Ulrich Fischer entwickelte Sensorik- und Bewertungsformular, das auch […]

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