Die deutsche Weinwelt feiert drei neue Master of Wine

Romana Echensperger MW

Erstmals in der Geschichte dieses Ausbildungsganges gibt es auf einen Schlag drei neue Master of Wine in Deutschland. Wie das Institute of Masters of Wine gestern in London mitteilte, wurde in diesem Herbst weltweit an 19 Absolventen der Titel Master of Wine verliehen.

Die Ausbildung zum Master of Wine gilt als die schwierigste Herausforderung in der Weinwelt. Insgesamt haben nun 340 Absolventen aus 24 Ländern den meist kurz MW genannten Titel erworben, der 1953 erstmals vergeben wurde. Bis 1988 haben nur Briten (vor allem Weinhändler) die in London abgehaltene Ausbildung absolviert. Erste Frau war 1984 Jancis Robinson, heute die mit Abstand bekannteste Weinkritikerin weltweit. Der Australier Michael Hill Smith war dann der erste Ausländer, der die Prüfung meisterte. Aus Deutschland hatten diese Ausbildung bisher fünf Weinexperten absolviert:

  • Jürgen Van der Mark, badischer Winzer und Geisenheim-Absolvent, MW seit 1996
  • Markus Del Monego, Sommelier-Weltmeister 1998, MW seit 2003
  • Frank Röder, Weinhändler (VIF), MW seit 2009
  • Caro Maurer, Journalistin, MW seit 2011
  • Anne Krebiehl, Journalistin, MW seit 2014

Seit gestern gehören auch Romana Echensperger, Konstantin Baum und Janek Schumann zu diesem erlauchten Kreis. Sie erhöhen damit den deutschen Anteil an den Absolventen von fünf auf acht.

Die Prüfung besteht aus drei Teilen und nur rund zehn Prozent der Studenten schaffen es durch die Prüfungen. In einer Blindverkostung müssen Weine aller Qualitäts- und Preisstufen von rund um den Globus eingeordnet, beschrieben und bewertet werden, drunter auch sehr ungewöhnliche aus seltenen Rebsorten und abgelegenen Weinländern. Insgesamt sollte bei 36 Weinen denen Rebsorten, Herkunft, Jahrgang, Qualität und Herstellungsmaßnahmen erkannt werden. Im Theorieteil geht es sowohl detailiert um Weinbau und Kellerwirtschaft, Lokales wie Böden, Klima und Weingesetzgebung, den weltweiten Weinmarkt sowie aktuelle Themen. Am Ende steht eine detailierte Forschungsarbeit zu einem Thema rund um Wein. Dass die Anforderungs an diese finale Forschungsarbeit nun klarer geregelt sind und dass auch die Betreuung der Absolventen während der Erstellung dieses Thesenpapiers nun besser sichergestellt ist, wird von John Hoskins, dem Vorsitzenden der Prüfungskommission, als Ursache für die höhere Absolventenzahl in diesem Jahr genannt.

Institute Master of Wine

Romana Echensperger MW

Romana Echensperger hat 12 Jahre Erfahrung als Sommelière in der Spitzengastronomie in Deutschland und Spanien. Im Jahr 2005 wurde sie zur besten Sommelière Berlins gewählt. Ihre Weinkarte führte damals 1,000 Deutsche Weine. Von 2007 bis 2010, war sie Chefsommelière in Joachim Wisslers 3-Sterne-Restaurant Vendôme in Bergisch Gladbach, das mehrfach als bestes Restaurant Deutschlands ausgezeichnet wurde. Seit 2011 ist sie daneben als Wein Dozentin und Beraterin auf einem internationalen Level tätig, u.a. als Botschafterin für Deutsche Weine im In- und Ausland im Auftrag des Deutschen Weininstituts (DWI). Außerdem arbeitet sie als freie Weinjournalistin und hat eine Weinkolumne für das Magazin des Kölner Stadt-Anzeigers. Seit diesem Jahr ist sie auch meine Kollegin beim GaultMillau Weinguide Deutschland, wo sie nun die Ahr-Region verantwortet.

Thema ihrer Abschlussarbeit: Hat Fränkischer Spitzensilvaner genug nachhaltige Vorteile und Unterstützung durch die Produzenten um seine umfangreiche Rebfläche auch in Zukunft zu rechtfertigen?

Janek Schumann MW

Janek Schumann MW

In seiner Abschlussarbeit mit dem Titel „Back to the Future: Determination of Superior Parcels within a VDP.Große Lage through a Comparison of Historical Sources with Current Scientific Measures“ nimmt Janek Schumann die Klassifikation von Weinbergslagen unter die Lupe. Als Fallstudie dient die „VDP.Große Lage Würzburger Stein“ in Franken. Dabei examiniert und vergleicht er historische Quellen zur Abgrenzung mit aktuellen wissenschaftlichen Qualitätsparametern. Unter der Prämisse von Transparenz und Objektivität leitet er aus den daraus gewonnenen Schlussfolgerungen Handlungsempfehlungen für die Einstufung von Weinbergslagen ab.

Den Startschuss zu Janek Schumanns Weinkarriere gab eine Bordeaux-Reise im Jahr 1992. Vier Jahre später gründete er die Weinhandlung „La Vinothèque“ in dem zwischen Dresden und Chemnitz gelegenen Freiberg. Zunächst nur nebenberuflich im Weinbusiness tätig, hängte er 2003 seinen Job bei einer Bank an den Nagel. Im selben Jahr schloss er das „WSET Diploma in Wines and Spirits“ an der Weinakademie Österreich mit Auszeichnung ab. Dies diente als Zugangsvoraussetzung für die Ausbildung zum Master of Wine, mit der er im Jahr 2008 begann.

Mittlerweile hat Janek Schumann nahezu alle wichtigen Weinbauländer bereist, arbeitet als Fachdozent im gesamten deutschsprachigen Raum und führt neben seinem Weinhandel das Restaurant mit Weinschule „Die Weinwirtschaft“ in Lichtenwalde bei Chemnitz. Zudem vertreibt er eine persönliche Weinselektion über den Online-Shop tastethat.de. Wovon alle Weinfans etwas haben: Der neue MW Schumann schreibt einen lesenswerten Blog unter Janek-Schumann.de

Konstantin Baum MW

Konstantin Baum MW

Konstantin Baum ist mit 33 Jahren jüngste Deutsche, der bisher die Prüfung zum Master of Wine bestanden hat. Seine Dissertation, hat das Thema „Digitales Direktmarketing von Weingütern in Deutschland“. Um sich auf die Prüfungen vorzubereiten, hat Konstantin Baum Arbeitserfahrung auf Weingütern, bei der Weinhandelsplattform Liv-ex in London und als Sommelier im **Restaurant Patrick Guilbaud in Dublin gesammelt. Dabei hat er in sechs Ländern gearbeitet und hat unzählige Weine verkostet. Bei seinem Studium der internationalen Weinwirtschaft in Geisenheim mit den Schwerpunkten BWL, Marketing und Önologie eignete er sich außerdem die theoretischen Grundlagen an. Heute lebt Konstantin Baum in Baden-Baden, von wo er seinen Online-Weinhandel meinelese.de leitet und Weingüter sowie den Handel berät. Über das Ergebnis sagt Baum:

Als ich den Anruf vom Institute of Masters of Wine bekam, hatte ich Herzrasen, jetzt bin ich einfach glücklich. Nach so viel harter Arbeit und vielen, vielen Stunden am Schreibtisch, auf Reisen und bei Weinverkostungen freue ich mich darauf, die Füße hochzulegen und den Titel bei einem Glas Champagner zu feiern… und nein, heute werde ich mir dabei keine Gedanken über die Zusammensetzung der Cuvée machen!

Insgesamt haben den Abschluss in diesem Herbst 19 Kandidaten erreicht, wie das Institute Master of Wine gestern bekannt gegeben hat:

  • Marcus Ansems, Kanada
  • Mollie Battenhouse, USA
  • Konstantin Baum, Deutschland
  • Victoria Burt, England
  • Wendy Cameron, Australien
  • Lynne Coyle, Irland
  • Dawn Davies, England
  • Romana Echensperger, Deutschland
  • Rebecca Gibb, Neuseeland
  • Richard Hemming, England
  • Yiannis Karakasis, Griechenland
  • Sarah Knowles, England
  • Eugene Mlynczyk, Kanada
  • Kenichi Ohashi, Japan
  • Andrea Pritzker, Australien
  • Janek Schumann, Deutschland
  • Emma Symington, England
  • Ying Tan, Singapore
  • Taina Vilkuna, Finland

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