Weinrallye #37 – Mas de Daumas Gassac Blanc 1998 & 1999

Stefan Schwytz vom Baccantus.de-Blog hat die Organisation der Weinrallye #37 übernommen und ein spannendes Motto ausgegeben: «TOUT BLANC» – Weißweine aus dem französischen Midi.

Endlich mal die passende Gelegenheit ein paar Flaschen auszugraben, auf die ich schon eine ganze Weile gespannt bin.

Entschieden habe ich mich für zwei Weißweine aus dem Languedoc vom Weingut Mas de Daumas Gassac in Aniane im Département Hérault. Der Name des Weinguts geht zum einen zurück auf den Gassac-Tal (mit dem gleichnamigen Fluss), in dem sich das Weingut befindet und zum anderen auf die Familie Daumas, die dort eine Farm betrieb. Im Gassac Tal wurde schon ab dem achten Jahrhundert von Mönchen Weinbau betrieben. Nach Beratungen mit dem auf Weinbau spezialisierten Geologen Professor Henri Enjalbert wurde 1972 zusätzlich zu den vorhandenen einheimischen Rebsorten ungeklonter Cabernet Sauvignon, der  angepflanzt, der 30-40 Jahre zuvor aus stets besten (wie Top-Medoc-Chateaux) aber unterschiedlichen Quellen (um resistenter zu sein) vermehrt wurde. Ab 1978 war dann auch Professor Emile Peynaud, der wohl bekannteste Önologe seiner Zeit, mit an Bord. Der erste offiziell gefüllte rote Mas de Daumas Gassac stammt aus dem Jahrgang 1978 und dieser tiefschwarze Wein mit 80% Cabernet Sauvignon Anteil gilt bis heute als legendär. Offiziell sind die Weine von Daumas Gassac Vin de Pays de L’Hérault – also einfache Landweine. Mit durchschnittlich 25 Euro zwar ein teurer Landwein, für die gelieferte Qualität aber allemal ein Schnäppchen.

Der erste Jahrgang, den ich selbst gut kenne ist der 1985er, den ich schon aus mehreren Quellen von großartig bis altersschwach erlebt habe. Der erste Weißweinjahrgang, also der erste Jahrgang von Mas de Daumas Gassac Blanc ist 1986, von dem 1987 gerade einmal 2.000 Flaschen abgefüllt wurden.

Seit 1997 wird mit dem Vin de Laurence (Vin de Liqueur) auch ein Süßwein aus Sercial und der Muskateller-Rebsorte Muscat blanc à petits grains produziert (nach den Vorbildern des legendären südafrikanischen Süßweins Vin de Constance, der aus der selben Muscat-Sorte besteht und des ungarischen Tokaji).

Die Jahrgänge 1998 und 1999 des Mas de Daumas Gassac Blanc bestehen zu je 30% aus Viognier, Chardonnay und Petit Manseng sowie 10% mit 15 seltenen europäische Rebsorten (darunter unter anderem Petite Arvine du Valais, Courbu, Vermentino, Marsanne).

Aktuell besteht die Cuvée des Mas de Daumas Gassac Blanc aus je 20% Viognier, Chardonnay, Petit Manseng und Chenin Blanc sowie 20% seltenen europäische Rebsorten. Das Weingut verfügt inzwischen über rund 50 ha, auf denen zwar nach wie vor Cabernet Sauvignon dominiert aber auch rund über 30 weitere Rebsorten angebaut werden.

Mas de Daumas Gassac Blanc 1998 – Vin de Pays de L’Hérault (Languedoc)
Der auf weißem Kalkstein gewachsene Wein erinnert an reife Crus aus dem Burgund. Absolut trocken, extrem mineralisch, mit einer feinen Cremigkeit, Kräuter-, Nuss- und Karamellnoten, leichte Firne, ein Hauch buttrig, eine immer noch sehr erfrischende Säure, wirkt viel frischer als ich erwartet hätte, am Ende aber leider auch ein leichter Bitterton. 89P

Wenn das Etikett nicht ganz so mitgenommen ist, sieht es so aus wie bei dieser Flasche aus einer erst kürzlich geöffneten OHK:

Die amerikanische Weinzeitschrift Wine Spectator schrieb in der März Ausgabe 1994:

For this report, Wine Spectator reviewed more than 400 wines in blind tastings. The tastings reveal what you would expect from an area that’s still struggling to find its bearings. Half of the wines were average or poor, rating 79 or below on the 100-point scale. A third rated good (80-84) while 15 percent rated very good (85-89). Only four wines rated outstanding, and they are all from the same producer – Mas de Daumas Gassac, the undisputed star of the Languedoc-Roussillon.

Weitere Lobeshymnen folgten:

Gault-Milau:
„Daumas Gassac is Lafite Rothchild of the Languedoc-Roussillon“

London Times:
„It tasted like a Latour“

Hugh Johnson:
„The only Grand Cru of the Midi“

Michael Broadbent:
„One of the ten best wines in the world“

Robert Parker, Jr.
„Exceptional“ und „One of the most remarkable non-appellation wines of France.“

Gründer und Inhaber von Daumas Gassac ist Aimé Guibert, das Paradebeispiel eines alten streitbaren Winzers und vielen Weinfans spätestens seit seiner zentralen Rolle als Kämpfer für Terroir-Weine und Gegner des weltweit operierenden Mondavi-Imperiums (als sich der US-Multi im Languedoc einkaufen wollte) in Jonathan Nossiters Dokumentarfilm Mondovino bekannt. Sein Geld gemacht hat er übrigens vorher als Handschuhfabrikant in Paris.

2 Kommentare

  1. Hallo Ralf,

    interessant deine Notiz zum 1998er Weißen von Daumas Gassac. Aber hattest du nicht auch noch den 1999er im Vergleich? Diesen kenne ich auch, neben einigen anderen Jahrgängen.

    Ich finde die Weine übrigends im Alter noch interessanter werdend und hatte vor wenigen Jahren auch noch am 1990er und 1998er Weißen „genascht“.

    Beste Grüße vom Priorat-Hammer

    Torsten

    • Bernd Handchuh auf 8. Juli 2011 bei 21:08
    • Antworten

    Hallo Ralf,

    mich würde auch interessieren, wie Euch der 99er geschmeckt hat. Von dem habe ich nämlich gestern in einem Restaurant in Marburg aus Neugierde 😉 eine Flasche gekauft.

    Viele Grüße

    Bernd

Schreibe einen Kommentar zu thvins Antworten abbrechen

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.