Weinwanderung durch die Hattenheim Weinberge mit Winzer Christian Ress

Am Tag der Jahrgangspräsentation der 2009er Kollektion des Weinguts Balthasar Ress hatte Jungwinzer Christian Ress zu einer morgendlichen „kleinen Wanderung durch die Hattenheimer Gemarkung“ eingeladen.

Ich hatte solche Wanderungen schon bei mehreren anderen Weingütern erlebt und vielleicht 20 Wanderwillige erwartet. Dabei hatte ich wohl den Kundenstamm des Weinguts Balthasar Ress unterschätzt.

Mit geschätzt 150 Weinwanderern, die auf Außenstehende wohl wie ein hundert Meter langer Demonstrationszug wirken mussten, ging es durch die Hattenheimer Weinberge und einen Teil des bekannten Hattenheimer Brunnenwegs.

Unterwegs erklärten Christian Ress und zwei seiner Mitarbeiter die Grenzverläufe der verschiedenen Weinbergslagen, wo die eigenen Parzellen liegen und wie sich die Böden der Lagen unterscheiden.

Zur Erfrischung gab es zwei Stationen mitten im Weinberg Wasser und vier aktuelle Weine aus der jeweiligen Lage zu probieren.

Der zweite Probierstand stand übrigens im Hattenheimer Engelmannsberg, wo das Weingut Balthasar Ress Rebstöcke an seine Kunden verpachtet, die dann jährlich Anspruch auf eine Flasche Riesling trocken aus dieser Lage haben. Schon mehr als 1.000 Rebstöcke wurden auf diese Weise verpachtet. Damit man seinen persönlichen Rebstock in dieser großen Anlage auch finden kann, wurden alle verpachteten Rebstöcke mit einem Namensschild des Pächters versehen und sowohl die Rebzeilen als auch die darin befindlich Stöcke durchnummeriert. Jeder Pächter erhielt eine Urkunde, auf der die „Adresse“ seines Stocks mit Zeilen- und Rebstocknummer angegeben ist.

Ein solches Angebot gibt es von Ress auch in der Gemarkung Schloss Reichartshausen (dort allerdings nur für Studenten, ehemalige und Mitarbeiter der angesehenen privaten Wirtschafthochschule “ European Business School“, kurz „ebs“, auf deren Gelände sich die Ress Monopollage befindet) und im nördlichsten Weinberg Deutschlands, den das Weingut Balthasar Ress kürzlich in Keitum auf Sylt angelegt hat.

Auf dem Rückweg zur Kellerei haben wir noch einen kleinen Umweg zu weiteren Weinberg-Brunnen gemacht. Am Wisselbrunnen findet übrigens seit kurzem wieder im Frühjahr das schöne Wisselbrunnenfest statt, dass Ress gemeinsam mit den anderen VDP-Weingütern Wein- und Sektgut Barth, Georg-Müller- Stiftung, Hans Lang und Schloss Schönborn veranstaltet.

Nur wenige Meter außerhalb der Gemarkung Hattenheim ist mit dem Erbacher Marcobrunn ein weiterer der berühmten Rheingau-Weinbergsbrunnen zu finden.

Leider waren trotz perfektem Wetters die Lichtverhältnisse alles andere als optimal für ein Foto des Brunnen-Schriftzuges. Daher hier noch eine Großaufnahme:

Zurück am neugebauten Kellereigebäude, ging es dann an die Verkostung der restlichen Weine des bei Ress wunderbar gelungenen Jahrgangs 2009. In den letzten Monaten hatte ich mehrfach die Gelegenheit, Ress Weine der letzten Jahre und bis zurück zum Jahr 1975 zu verkosten. Das Weingut verfügt über beste Lagen fast im kompletten Rheingau (von Assmannshausen bis Erbach) und hat mit der 1993 von der Genossenschaft übernommenen und vor wenigen Jahren komplett erneuerten Kellerei in den Hattenheimer Rheinwiesen auch ideale Arbeitsbedingungen. Trotzdem schien man in den letzten Jahren, wie ein Großteil der Rheingauer Weingüter, den Anschluss an die nationale Spitze zu verlieren. Die Spitze der Mosel und auch einge Weingüter der früher qualitativ kaum beachteten Regionen Nahe und Rheinhessen waren vorbeigezogen. Man scheint das aber bei Ress verstanden zu haben und setzt nun, nach Investitionen in Anlagen in den letzten Jahren, auch beim Weinausbau kompromisslos auf Qualität. Mit dem Jahrgang 2009 meldet sich das Weingut Balthasar Ress jetzt eindrucksvoll zurück. Alles was ich aus 2009 probiert habe hat mir gefallen, zum Teil war es großartig (so auch die Fassproben der 2009er Ersten Gewächse, die ich bei einem Besuch im Keller vor einigen Wochen probieren konnte). Vor allem die Mineralität ist wieder stärker wahrnehmbar und auch die Unterschiede zwischen den Lagen werden deutlicher als in den Vorjahren. Mein persönlicher Favorit der bisher gefüllten Weine ist die Hattenheimer Nussbrunnen Riesling Spätlese 2009.

1 Kommentar

    • Schell auf 31. Oktober 2016 bei 15:48
    • Antworten

    Hallo,
    wir sind mit 8 Erwachsenen (so um die 60) am 2.9.2017 in ihrer Region unterwegs.
    Können Sie eine interessante Weinprobe anbieten!?
    MFG
    Dirk Schell
    21354 Bleckede
    Carl-Napp Str.8

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